Mittwoch, 22. Juni 2011

Die kurdische Sprache

Die kurdische Sprache

Kurdisch wird heutzutage in Irak, Iran, Syrien, Türkei, Libanon, Armenien, Kirgisien, Kasachstan, Turkmenien und in vielen europäischen Ländern von ca. 35 – 40 Millionen Kurden gesprochen.

Die kurdische Sprache gehört zum west-iranischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie. Einige Forscher meinen man sollte die Wurzeln der kurdischen Sprache in der
medischen Kultur suchen. So schrieb z.B. der Deutsche Eickstedt:

 “Ohne medische Sprache gäbe es heute kein Kurdisches Volk.”


Joh. Dav. Michaelis schrieb  ebenso dass Kurden von Meder abstammen und schrieb:

“Die Kurden gehören zu dem großen medisch-persischen Völkerstamm; und wenn sie Abkömmlinge der alten Chaldäer sind, die ehemals auf diesen Gebirgen wohnten, so waren auch diese ein mit den Persern und Medern verwandtes, von Assyriern, Syrern und Babyloniern aber, in Sprache und Abkunft ganz verschiedenes Volk.”

Ferdinand Justi, der sein Buch (Kurdische Grammatik) 1880 in St. Petersburg veröffentlicht hatte, spricht mit Begeisterung über die kurdische Sprache und die Kurden und schreibt in der Vorrede des Buches:

“Die kurdische Sprache wird von einem Volke gesprochen, aus welchem Herrscher wie Saladin und Nadirschah entsprungen sind, und dessen ausgezeichnete Begabung und ritterlicher Sinn von den europäischen Reisenden, welche nicht bloß durch sein Gebiet reisten, sondern sich die Mühe gaben, dasselbe längere Zeit zu beobachten, nicht genug gelobt werden kann.”

Prof. Syies:
“ Meder sind kurdische Stämme die mit dem assyrischen Land benachbart sind. Diese sind von der Sprache her indoeuropäisch und von der Herkunft her Arier.
                                             
Ebenso schrieben weitere andere Forscher sowie Prof. V. Minorsky, W.C.F. Wilson, irakischer Prof. Taha Baqr,Theodor Nöldeke, der legendere kurdische Führer Nuri Dersimi, C.S.A. Edmonds, armenischer Historiker Masay Xorinsky, Mehrdad Izady, dass Kurden die Nachfahren der Meder sind und die Wurzeln der kurdischen Sprache in der medischen Kultur gesucht werden sollte.

Es gibt natürlich auch andere Forscher die eine andere Ansicht teilen. Prof. N. Marr meinte z.B. dass kurdische Sprache  eine kaukasische Sprache ist.

In den Zeiten der Sassaniden war die Beziehung der Pahlavi und Kurdisch ähnlich wie jetzige
Italienisch und Französisch. Die alte kurdische Sprache hat die Verwandtschaft zur Pahlavani

500-1000 nach Christus in den Gorani-, Zazaki-, Awramani-Dialekten weiterhin bewahrt.
                               Kurdische Dialekte
Mehrdad Izady teilt die kurdische Sprache in 2 Gruppen auf:

l) Kurmanci Gruppe: Diese Gruppe hat 2 Hauptteile namens Bahdinani (oder Nord Kurmanci) und Sorani (oder Süd Kurmanci).

ll) Pahlawani Gruppe: Diese Gruppe hat auch 2 Hauptteile namens Dimili (oder Zazaki, Kırmancki) und Gorani.

Beide Gruppen haben sich 200 nach Christus von Proto-Kurdisch getrennt und zwei parallele Wege genommen.

Peter Lerch schrieb in seinem Buch „Forschungen über die Kurden und die iranischen Nordchäldaer, Petersburg, 1857-1958“, dass die kurdische Sprache aus fünf Dialekten besteht und nannte sie als Zaza, Kurmancî, Kelhurî, Gûranî und Lurî.

Kurdische Sprache könnte man unter fünf Gruppen zusammenfassen.

 1)  Kurmanci (Kurmandji)
 2)  Sorani
 3)  Dımıli ( Zazaki, Kırmancki, Kırdki)

 4)  Gorani (Hewrami)

 5)  Luri

Kurmanci :


Dieser Dialekt wird im türkischen, syrischen, irakischen, iranischen Kurdistan, in Armenien, Khorasan (Nordost-Iran), Libanon und in einigen alten Sowjet-Staaten gesprochen.
Kurmanci wird  hauptsächlich auf dem Territorium der Türkischen Republik gesprochen, wo seit über sechzig Jahren eine legale Verbreitung und Pflege oder gar ein Studium der kurdischen Sprache staatlicherseits unmöglich gemacht wird. Nicht nur ist dadurch eine mögliche Annäherung der vielen Mundarten – etwa durch den Einfluss über Radio und Zeitungen verbreiteten hochkurdischen Schriftsprache – unterblieben, schlimmer noch: Die radikalen Umbrüche der neueren Gesellschaftsentwicklung gingen fast spurlos an den nordkurdischen Dialekten vorüber, was dazu führte, dass sie weder von ihrer lexikalischen noch der strukturellen Spannweite her die sozi-politischen Realitäten des modernen gesellschaftlichen Lebens angemessen ausdrücken können. Ab 15. Jh. findet man  geschriebene Literaturstücke in diesem Dialekt. Einige ganz wichtige Werke von diesen sind z.B. Elîyê Herîrî (1425-1495), Feqîyê Teyran (1590-1660), Melayê Cizîrî (1570-1640) und Ehmedê Xanî (1650-1707).

Sorani:

Diesen Dialekt nennt man auch Kırmancî Xwarû und wird von vielen Kurden aus Iran und Irak gesprochen. Es gibt sehr viele Schriftstücke in diesem Dialekt. Sorani ist durch markante Unterschiede von Kurmanci und Dımıli getrennt. Das zeigt sich vor allem im Wegfall von Kasus und Genus bei Substantiven und Pronomina im Sorani-Dialekt, Formen, die sich in Kurmanci  und Dımıli erhalten haben. Man unterscheidet dort weiterhin zwischen Femininum und Maskulinum und verzichtet auf die im Sorani geläufigen Pronominal- Suffixe, wie auch auf eine gesonderte Passivkonjugation der Verben. Dafür existiert im Kurmanci zumindest eine Futurform, eine Zeitstufe, die im Sorani vollständig fehlt.

Dımıli:
Dieser Dialekt wird in türkischem Kurdistan in den Städten wie Dersim, Çewlig (Bingöl), Xarpêt (Elazig), Diyarbekir, Ezırgan (Erzincan), Sêwreg (Siverek), Gimgim (Varto), Sêvaz (Qoçgiri),  Hinis, Motki gesprochen. Im Dersim-Gebiet nennen diese Kurden den gesprochenen Dialekt als Kırmancki, in Siverek als Dımıli, in den übrigen Gebieten wie  Gimgim(Varto) und Çewlig als Zazaki. Der berühmte Turkologe Ziya Gökalp, der selbst ein Zaza-Kurde war, schrieb in seinem Buch:
„Diese (Zazas) nennen sich als „Kirt“. Sie nennen kurmanci sprechende Kurden als kürdasi oder kırdasi. Die Türken haben den Namen ‘Kurde’ für Gurmançs (kurmanc) benutzt. Wenn man sagen will ‘ist dieser Mann Kurde oder Zaza’ meint man mit Kurde die Gurmançs (kurmanc). Den Namen Zaza haben den Dımılis wiederum die Türken gegeben. Das Wort Zaza wird weder von Zazaki-Sprecher noch von Gurmanç-Sprecher benutzt.” (1910 Kürt Aşiretleri hakkında Sosyolojik Tetkikler, Ziya Gökalp)
In diesem Dialekt trifft man sehr oft die Aussprache von „z“ was im Deutschen  „s“ in „Sonne” entspricht. Daher wurden diese Kurden auch als Stotterer verspotttet und vermutlich auch von Türken als Zaza genannt. Das älteste literarische Werk ist die religiöse Schrift (Mewlýd) aus dem Jahr 1898 von Ehmedê Xasi. Dieses Werk wurde 1899 mit dem arabischen, 1984 mit dem lateinischen Alphabet verfasst. Ein weiteres Schriftwerk ist Biyîşê Pêxemberî (Mewlûda Nebî) aus dem Jahr 1903 von Usman Efendîyo Babıj. Dieses Buch wurde 1933 in Damaskus mit dem arabischen Alphabet veröffentlicht.

Gorani:


Dieser Dialekt wird manchmal auch Hewrami genannt und steht zu Zazaki (Dımıli) sehr nah. Der Gorani-Dialekt wird im Provinz Kermanschah und in den Hewraman Gebirgen von einer kleinen Gruppe gesprochen. In diesem Dialekt gibt es die ältesten literarische Schriftstücke der Kurdischen Sprache. Viele Sprecher dieses Dialektes gehören  zu der religiösen Gruppierung Ehl-e Hakk. Es gibt  sehr viele religiöse Schriftstücke die in diesem Dialekt geschrieben sind. Gorani  wurde bis zum 19. Jh. von vielen Kurden in Iran und Irak benutzt aber später mehr und mehr vom Sorani-Dialekt verdrängt. Vermutlich wurde Sorani durch die sunnitischen Einflüsse wichtiger und dadurch wurde dieser Dialekt auch stärker. Man kann es heute auch ganz klar sehen, dass Gorani-Dialekt überwiegend von Ehl-e Hakk Kurden gesprochen  wird.

Die wichtigsten Schriftwerke sind:

874-Seitige Shîrîn u Xusrew aus dem Jahr 1975 von Xanay Qûbadi (gelebt 1700-1759). Veröffentlicht wurde es in Bagdad.

789-Seitiger Diwan im 19. Jh. vom Dichter Feqe Qadiri Hemewend.

Der Koran in Gorani im 19.Jh. von Haci Nuri Eli Ilahi (Nuri Eli Shah).

Luri (klein):
Zu dieser Gruppe gehören Kermanshahi, Lürri, Laki, Fayli, Kelhuri und Xaneqînî Mundarten.

Die Einordnung der sogenannten Gross-Luri zur kurdischen Sprache ist bestritten aber die oben aufgezählten Mundarten werden eindeutig zur kurdischen Sprache eingeordnet. Die Sprecher dieser Mundarten sind Schiiten daher wurden sie sehr oft von Persern wegen der gemeinsamen Religionszugehörigkeit ausgenutzt und beeinflusst.

1596 schrieb Serefhan, Fürst von Bitlis in seinem Geschichtswerk "Serefname" (Pracht der kurdischen Nation):

„Kurden werden kulturell und sprachlich in vier Gruppen aufgeteilt: Kurmanc, Lur, Kelhur und Goran.“

Firat Sevim

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