Dienstag, 21. Juni 2011

Die kurdische Kunstliteratur

Die ältesten kurdischen Texte, sind, wie wir erwähnt haben, nachdem der Islam die herrschende Religion der Kurden geworden ist, verschwunden, während die Araber iihre kleine Zahl vorislamischer Gedichte gut bewahrt haben, und während die Geschichtenerzählerund Sänger in Kurdistan ihre Texte in der jeweiligen volksstümlichen Mundart des Dialektes vortrugen, denn ihre Sagen, Legenden oder Lieder kamen fast ausschließlich aus dem Volk, verfaßten die kurdischen Schriftsteller und Gelehrten ihre zuumeist in anderen Sprachen.


Fast alle kurdischen Schriftsteller und Dichter haben auch Werke in anderen Sprachen geschrieben, und manche haben keine Werke in Kurdisch hinterlassen.

Das “Cheref-Name” von Cheref-Khan, die bekannteste Chronik in der Geschichtsschreibung der Kurden ist in Persischer Sprache verfasst wurden.

Der größte Dichter Arabiens Ahmad Schauqi ist ein Kurde, der keine Texte in seiner Muttersprache hinterließ. In der modernen Zeiten gibt es auch viele bekannte Kurden, die ihre Werke in anderen Sprachen geschrieben haben. Wie Yasar Kemal, der sich einen großen Namen in der türkischen Literatur gemacht hat, und der syrische Kurde Dr. Bohti, einer der größten Islamkenner und Religionsschriftsteller der islamischen Welt. So findet man auch Dichter und Schriftsteller in Irak und Persien, die ihre Muttersprache zu Seite geschoben und in Sprachen der Kurdenunterdrücker nach Namen und Titeln gesucht haben.

Aber trotzdem hat Kurdistan viele große Dichter und Schriftsteller hervorgebracht.

Sadeq Bahadin Amedi hat in seinem Buch “Hozanvanêt Kurd - Kurdische Dichter” über 18 ausgewählte klassische Dichter Kurdistans auf mehr als 600 Seiten geschrieben.

Das Fürstentum Bothan wurde Anfang des 14. Jahrhundert gegründet und bildete als Literartursprache das Djasiri heraus, in dem neben Ahmade Khani um 1600 vor allem die Lyriker Mala i Djasiri, Ali Hariri und Fake Tayran ihre Werke verfaßten.

Ahmade Khani(1651- 1706), der “Mam und Sin - Mem û Zîn” als ein Gedicht für alle Zeiten hinterließ hat, hat in vielen Bereichen der Literatur und Philosophie bekannte Werke geschrieben. Außer “Mam und Sin” verfasste er auch in Gedichtsform das Arabisch-Kurdische Wörterbuch "Nûbihar- Der neue Frühling", und schrieb in Prosa “Di beyana erkanê Islam de - Ein Abklärung der Grundsätze des Islams” in kurdischer Sprache.

Wenn ein Dichter in seinen Schriften mit seinem Voolk verbunden ist, so müssen wir ohne weiteres drei große Dichter des Ostens nennen und vergleichen. Einer ist der Iraner Firdausi, der zweite der Georgier Rustaveli und der dritte ist Ahmadi Khani, der Kurde.

Über “Mam und Sin”, das von Dr. Jamal Nebez in Deutsch übersetzt wurde und in vielen Sprachen, wie Arabisch, Türkisch, Persisch, Russisch und Armenisch zu erhalten ist, schreibt Kurdoev aus der Sowejunion:
“Meiner Meinung nach ist Khani’s "Mem û Zîn" noch wertvoller als die Schriften Firdausis und Rustavelis, da Khani auch das Elend, die Armut und das Schicksal des kurdischen Volkes beschreibt, die Idee des kurdischen Patriotismus verbreitet und die Kurden zum Widerstand gegen die Fremdherrschaft aufrief.”

Zu den bekanntesten Dichtern dieser Zeit gehören neben Ahmade Khani Mala-i Djaziri und Faq e Tayran. Über Mala-i Djaziri kann man sagen, daß er einer der Hauptfiguren der kurdischen Lyrik ist. Seine Gedichte haben bis heute großen Einfluß auf die literarischen Werke der kurdischen Dichter. Er ist in Bohtan geboren und gestorben.

Faqe Tayran aus Maks, geb. 1302, hat auch einem großen und beliebten Namen in der kurdischen literarischen Geschichte. Er hat “Schekhe Sinani”, “Bersisa Geschichten”, “Das Schwarze Pferd” und viele andere Gedichte auf dem Hintergrund des “Tassauf”, der Lehre der islamischen Mystiker (Sufis) geschrieben. Daneben hat er auch ein Buch mit dem Titel “M.H.” über die Einheit des Universmus geschrieben.

Außer diesen Dichtern findet man viele andere Namen, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert ihre Werke in kurdischer Sprache hinterließen, so wie Ismail aus Bayzid (1654-1709), der romantische Dichter, der ein Wörterbuch in Kurdisch-Persisch und Arabisch unter dem Namen “Kamzar” geschrieben hat, Scherif Khan aus Hakkari (1689-1748), Ali Tarmuki, geb. 1009, der Mala-i Yunus Hilkatini, von dem Handschriften über die arabische Sprache stammen, Almas Khan, der in 18.Jahrhundert sein “Nadir-Name” geschrieben hat, Mala-i Rahim e Malawi (1806-1882), Scheich Riza Talabani (1836-1910), der die Aghas seiner Zeit mit seinen scharfen und witzigen Gedichten sehr geärgert hat. Und viele andere, von denen man nur wenig weiß.

Nicht nur in Nord-Kurdistan war das literarische Leben der Kurden so blühend. Auch in Süd-Kurdistan gründeten seit Ende des 15. Jahrhunderts die Baban-Fürsten die Stadt Suleymania, die bis heute eine der wichtigsten kurdischen Städte ist, in denen die kurdische Literartur am Leben erhalten worden ist.

Die enstehende Literartur wurde in einer Sprache geschrieben, die als Slemani bezeichnet wird. Deren nahmhafteste Autoren - die Lyriker Nali, Salim und Kurdi lebten zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Schließlich entwickelte sich als eine der ältesten kurdischen Literarursprachen, das Hawrami, bereits im 14. Jahrhundert im Fürstentum Ardalan, wo der Gelehrte und Schriststeller Mala Paresan lebte.

Im 19. Jahrhundert und bis heute entwickelt sich die kurdische Sprache und Literartur trotz allen Arten von Unterdrückung und zwar mit patriotischen, realistischen und fortschrittlischen Ansichten.

Die kurdischen Dichter und Schriftsteller
seit dem Ende des 19. Jahrhundert

Hadji Kadir Koyi (1817-97) hat sich gegen Fremdherrschaft, Aghas und Mullas gewandt und zum bewaffneten Kampf um die Freiheit und Unabhängigkeit Kurdistans aufgerufen. Er schrieb:
“Bewegt Euch wie die Bienen, beratet Euch leise, schafft Kriegsmaterial an, Kanonen, Gewehre und Mörser. Fürbitte und Zuversicht nutzen im heutigen Zeitalter nichts, der Pfeil ist das gesegnete Kettenhemd, der Speer ist der Schutz auf dem Schlachtfeld.”

Der 1. Weltkrieg mit all seine Grausamkeiten und mit dem Beginn umfassender Verfolgung der Kurden hat die kurdischen Schriftsteller und Dichter stark beeinflußt. Arif Saib (1889-1923) hat über die “Vorgänge des Krieges” geschrieben, während Mala Hamdun (1850-1918) “ Die Gendarmen laufen wie hungrige Sperber herum nach den Leichen des Volkes unter dem trügerischen Vorwand des heiligen Krieges” verfaßte. Ahmed Hamdi (1878-1936), der sehr von der antibritischen Erhebung des Scheich Mahmuds von 1919 bis 1930 beeinflußt war, hat in seinen Gedichten den Freiheitskampf seines Volkes beschrieben. In Nordkurdistan hat der Dichter und Islamist Mala Abdessalam Djeziri (Nadji), dessen Bücher die Türken verbrannt haben und der 1931 in Westkurdistan verstarb, einen bekannten Aufruf zur nationalen revolutionären Erhebung und Verteidigung des Landes gegenüber der türkischen Invasion unter dem Titel “Bangê Hi_yarkirinê”(Aufruf zur Erweckung) verfaßt. Neben diesen Dichtern sind auch Schukri Fazili (1870-1926), Scheikh Riza Talabani (1836-1910), der Schriftsteller Ahmed Mukhtar Djaf (1898-1935) und der revolutionäre Dichter Piremerd, der neben Rahim e Hekkari und vielen anderen an der Arbeit für die Zeitschrift “Jîn” teilgenommen hatte, zu erwähnen. Nach den Massakern von 1925, die der türkische Staat unter Führung Atatürks an den Kurden verübt hatte, ist der Patriotismus unter den kurdischen Intellektuellen zum vorherrschenden Motiv der Literatur geworden. Die Dichter und Schriftsteller Kurdistans haben das Leben der Werktätigen, Bauern und Kämpfer, die sich für den Befreiungskampf eingesetzt haben, beschrieben. Sie schilderten die gesellschaftliche Situation der Armen, die Unterdrückung durch die Agahs, die Unmenschlichkeit und vor allem die Brutalität der fremden Herrscher in Kurdistan. So schreibt z.B. ein Dichter über den Widerstand in Hizan in Nordkurdistan:

“Ich ging nach Bitlis, das in der Ebene liegt. Sie haben die Galgen errichtet.
Das ölige Seil pendelte.
Scheich Schabadinn, Said Ali, Mahmad Schabadin fiel auf den Boden,
Aber die Herzen der Feinde sind aus Stein.
Sie haben den Scheich noch einmal aufgehängt.”

Die kurdischen Autoren, die die Brutalität der türkischen Armee in Kurdistan mit ihren Augen gesehen und erlebt haben, haben sich nach dem 1.Weltkrieg zu einer wirksamen Waffe des nationalen Widerstand und revolutionären Romantik entwickelt.

In den 20er Jahren wurde neben Poesie auch Prosastücke und vor allem Novellen geschrieben. In der Poesie und Prosa herrschten zuerst romantische Tendenzen. Später traten revolutionäre Romantik und kritischer Realismus hervor.

Es muß unbedingt erwähnt werden, daß Goran (1904-1962), Cîgerxwîn (1903-1984), Faik Bekes (1905-1948) sowie Abdurrahman Hajar (geb.1920) und Hemen (1920-1986) für immer ihre Spuren in der Geschichte der kurdischen Literatur hinterlassen habe.

Cîgerxwîn, der früher ein Mulla war, hat unter dem Einfluß der Entwicklung des kurdischen Patriotismus und der sozialistischen Tendenzen die Moschee für immer verlassen und zusammen mit vielen Bauern seiner Gegend in Nordkurdistan zwei Dörfer zu sozialistischer Grundlage gegründet. Die geringen Erfahrungen und die starke Feindschaft der Aghas sowie die dem Sozialismus teilweise entgegenstehenden Interessen der Bauern brachten dieses Projekt zum Scheitern.

Dennoch wurde der Sozialismus zur Grundlage des gesamten Werkes von Cîgerxwîn. Sein erster Gedichtsband ist 1945 in Damaskus erschienen und 1977 in der BRD. Sein zweiter Gedichtsband erschien 1954 in Damaskus unter dem Namen “Sewra Azadî” (Freiheitsrevolution). In der Folgezeit erschienen noch vier weitere Bände neben einem Wörterbuch, einer Studie über die Geschichte Kurdistans und anderen werken wie z.B. seinem Roman “Resoyê Darê” (Rascho aus Dare), in dem er zum sozialistischen “Jihad” gegen die Aghas aufruft. Cîgerxwîn ist ein Dichter, der in Kurdistan sehr bekannt ist, und die Mullah, die Cîgerxwîn sein ganzes Leben ideologisch bekämpft hat, haben viele seiner Gedichte auswendig gelernt und weitergegeben, weil keiner wie er den Willen des kurdischen Volkes und die Realitäten der unteren Schichten in Kurdistan dargestellt hat. Viele Mullas waren mit ihm befreundet, sie haben mit ihm jahrelang mit gegenseitigem Respekt diskutiert und als Cîgerxwîn seine Heimat verlassen hat, um in Schweden weiter zu leben, haben sie ihn vermißt.

Als Verfasser ausdrucksvoller Gedichte tritt Abdullah Goran in erster Linie hervor. Er gilt als Begründer einer eigenen Schule in der kurdischen Dichtkunst. Keiner hat so schön und wirkungsvoll wie Goran Kurdistan beschrieben. Goran begann seine literarische Karriere als Romantiker und entwickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg zum Realisten. Neben schönen Gedichten lybischen Inhalts verfaßte er zahlreiche Kampfeslieder, kurze sozialkritische und satirische Theaterstücke. Seine Kampflieder werden von den Kurden mit Begeisterung gesungen.

Faik Bekes, der eine führende Rolle im Kampf gegen die probritische Monarchie im Irak spielte und sein berühmtes Gedicht “Ay Watan” (Oh Heimat!) vom Gefängnis aus an sein Volk richtete, ist bis heute einer der größten Dichter Kurdistans geblieben. Sein Sohn Scherko Bekes, der selbst als Peschmerga (Freiheitskämpfer) gekämpft hat, ist heute im Ausland wie in Kurdistan als großer kurdischer Dichter bekannt.

Hemen Mukriyani, der auch drei Bände mit Gedichten, Novellen und Übersetzungen von Werken Mark Twains und Oskar Manns veröffentlicht hat, ist nicht weniger bekannt als Bekes und andere.
Es gibt in diesem Jahrhundert eine Reihe von weiteren bekannten kurdischen Schriftstellern, die am politischen und kulturellen Leben ihres Volkes teilnahmen und die in verschiedenen Bereichen Werke hinterlassen haben. Zu ihnen gehören Ibrahim Ahmed, Prinz Djeladet Bedirkhan, Dr. Kamran Bedirkhan, Nami, Osman Sabrî (Apo), Qadridjan, Hesen Hisyar, Musa Anter, Dr. Nureddin Zaza, Dr. Chérif Vanly, Alladin Sedjadi, Dr. Maaruf Khaznadar, Abderrahman Mzuri, Dr. Bedirkhan Sindi, Sabri Botani, M.E. Bozarslan, Dr. Jamal Nebez, Dr. Husein Hebesch und die beiden bekanntesten Literaturforscher und Kritiker Sadeq Bahadin Amêdî und Dr. Izzidîn Mustafa Rasul, um nur eine kleine Auswahl zu treffen.

Zu den kurdischen Schriftstellern und Dichtern aus der UdSSR gehören A. Mirazi, Hadji Djindi, Amin Evdal, K. Murad, Mikaile Rashid, Djalile Djalil, Ordikhan Djalil, Prof. Qanate Kurdo und Arab Schamo. Schamos Roman “Sivan ê kurd”(Der kurdische Hirt) wurde zunächst 1935 auf Russisch und später auch auf Deutsch übersetzt. Er hat 1958 in Erevan auch “Berbang” (Die Dämmerung) und 1959 “Die Kurden aus Alagaz” veröffentlicht.

Schamo beschreibt in seinen Werken das tägliche Leben der kurdischen Bauern, den Aufbau und die Struktur des kurdischen Volkes, seinen Kampf gegen die Ausbeutung, insbesondere gegen die Großgrundbesitzer und für den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft.

Die meisten kurdischen Schriftsteller sind wegen der Unterdrückung und Verfolgung in ihrer Heimat ins Exil gegangen. Von diesen leben heute viele in Westeuropa. Darunter befindet sich eine Reihe von Dichtern, K ünstlern und Verfassern von Kurzgeschichten.

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